Freitag, den 5. September 2025
18:00 Aurélie Pertusot
19:00 Lorena Izquierdo + Mario Montoya
20:00 Alexey Kokhanov
Samstag, den 6. September 2025
17:00 Daniela Fromberg + Stefan Roigk + Peter Strickmann
18:00 plan b (Sophia New & Daniel Belasco Rogers)
19:00 Anna Berndtson
20:00 Suet Wa Tan
Sonntag, den 7. September 2025
17:00 Mariana Carvalho
18:00 Anja Ibsch
19:00 Twins Corporated
20:00 Yuko Kaseki
kuratiert von Steffi Weismann und Oliver Möst
EINTRTT FREI
3 Jahre Performance in der kleinen Orangerie am Schloss Charlottenburg
Text: Florian Feigl
Im September 2024 hat die Veranstaltung Performance in der kleinen Orangerie zum dritten mal statt gefunden.
An drei Tagen wurden Arbeiten aus verschiedenen Bereichen zeit-basierter Kunst gezeigt: Tanz/Choreographie/
Bewegungskunst, Soundart, Performing Arts, Performance als Kunst. Gezeigt wurde Kunst an den Übergängen
zwischen verschiedenen Genres, Arbeiten, die ihre Kontexte und Bezüge aus unterschiedlichen künstlerischen
Praxen beziehen, ihre Herkunft und Referenzen in unterschiedlichen Traditionen verorten. Es wurde eine Vielzahl
an Inhalten, Erzählungen und Themen ins Spiel gebracht und verhandelt: Politisch, (auto-)biographisch,
praktisch-forschend, szenisch erzählend. Die künstlerischen Mittel und Materialbezüge reichten von minimaler
Performancekunst, tänzerischer Improvisation und intensiven Bodyworks über diskursiv-erzählerische Arbeiten
und performative Materialexperimente bis zur komplexen kompositorischen Anlage.
Verbindendes Element für die gezeigten Positionen in all ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit ist der Ort – die
Kleine Orangerie am Schloss Charlottenburg. Die Einrichtung im Raum ist ganz den Künstler*innen überlassen.
Der Raum gibt keine Bühnensituation vor, keine eindeutigen Performancerichtungen. Jede Präsentation nutzt
den Raum auf je eigene Art. Rahmen für die gezeigten Arbeiten ist jeweils eine Stunde inklusive Einrichtungszeit.
Die denkmalgeschützte Orangerie ist mit ihrer Höhe, den Fenstern, die sich auf der schloß-abgewandten Seite
über die gesamte Länge und Höhe des Raums ziehen, der langen Flucht, die sie anbietet, ein Prachtstück von
einem Performancespace. Auf unaufdringlich bedeutsame Weise ist sie auch das Modell eines Übergangsraums
der sehr sanften Art: Die Nutzung als Ausstellungsraum während der warmen Monate ist temporär. In den kalten
Monaten wird die Orangerie weiterhin als Glashaus für die empfindlicheren Pflanzen aus den Parkanlagen verwendet.
Das Performancefestival ist die letzte Veranstaltung bevor hier wieder die Palmen und Orangenbäumchen ihr
Winterquatier beziehen. Zum anderen führt der Denkmalschutz dazu, das keinerlei Veränderungen vorgenommen
oder Spuren hinterlassen werden können. Das paradigmatische Hier und Jetzt der Aufführungskünste wird radikalisiert:
alles was geschieht, existiert in der Zeit, in der es sich ereignet. Danach ist es nicht nur ganz verschwunden, auch
der Raum selbst kehrt wieder zu seiner ursprünglichen Funktion zurück. Nichts, was bleibt. Nichts verweist mehr
auf das Geschehene, das lediglich Teil der Erinnerung der Menschen bleibt, die anwesend waren (und vielleicht
noch Gegenstand von Dokumentationen).
Es sind diese beiden Motive, die das Performancewochenende in der kleinen Orangerie am Schloss Charlottenburg
besonders machen. Die Verpflichtung auf das Ereignis, das sich in der Zeit artikuliert und vergeht. Und das Interesse
an den Übergängen, als Orten des Aufeinandertreffens unterschiedlicher Dynamiken und möglicher Veränderung.
Die gezeigten Arbeiten bewegen sich tendenziell an den Ränder der performativen, zeit-basierten Genres, denen
sie zugeordnet werden könnten – und oft greifen sie über diese Ränder hinaus. Sie zeichnen sich dadurch aus,
dass sie bereit sind, Konventionen und enge Definitionen eines Genres in Frage zu stellen, sie für die Präsentation
in der kleinen Orangerie mindestens etwas zu dehnen: die Tanzperformance, die auf den Schwingboden verzichtet,
die Soundperformance, die die Geräusche des Außenraums und den Hall der Orangerie akzeptiert. Die präsentierten
Arbeiten sind so sowohl Position, Verortung, Artikulation präziser künstlerischer Praxis, riskieren aber auch die
Uneindeutigkeit, die Vermengung, die Verwechslung. Riskiert wird unter Umständen die eigene Veränderung und
Entwicklung hin zu etwas, was vorher nicht war. Etwas, das den sicheren Rahmen konventionellerer Präsentation
verlässt. Etwas, das sich erst im Moment der Veröffentlichung hier in der kleinen Orangerie, im Moment der Begegnung
mit Publikum und im Aufeinandertreffen mit anderen, fremden Arbeiten entstehen kann – an den Übergängen.
Dass sich solche Vorgänge, die auch mit einer gewissen Verletzlichkeit verbunden sind, im Schutzraum der Orangerie
ereignen – dem Ort, an dem die zarteren Pflanzen Klima und Pflege finden, das sie schützt und gedeihen lässt – ist
mehr als eine Metapher. Es ist folgerichtig und Voraussetzung, dass sich Arbeiten mit genau dieser spezifischen,
künstlerischen Qualität ereignen können.
Bei aller Unterschiedlichkeit in Form, Inhalten, Strategien und Materialbezügen eint die verschiedenen künstlerischen
Positionen die Verpflichtung auf die Ereignishaftigkeit – auf ihr Entstehen und Vergehen in der Zeit. Der temporäre,
flüchtige Charakter des Performancewochenendes wirkt wie eine Resonanz und Verstärkung dieses Grundelements
von Performance als Kunst, Aktionskunst – und allgemeiner der Aufführungskünste. An drei Tagen im September finden
an diesem Ort, der so offensichtlich für ganz andere Dinge gedacht war und noch ist, Ereignisse statt, von denen bis zu d
em Moment ihrer Durchführung nur schwer angenommen werden kann, dass sie hier, so und jetzt statt finden sollten.
Ereignisse, die dann gleich wieder verschwunden sind. Das Performancewochende richtet damit den Blick auf die
Einzigartigkeit, Schönheit und Preislosigkeit, die Momenten eignet, in denen durch künstlerische Intervention, in
gestalterischer Geste eine Markierung in der Zeit vorgenommen wird. Es lädt ein, diese Markierungen als vergängliche
Zeichen mit mindestens zwei Botschaften zu verstehen: gerade in der Unvorhersehbarkeit, eventuell auch Un-eindeutigkeit
und in aller Flüchtigkeit bezeichnen sie einen Moment, den die Gruppe der Anwesenden – und nur diese – teilt und
sich gegenseitig bezeugt. Und zweitens markiert diese Geste, dass sich hier, in diesem Moment Veränderung ereignet,
Gestaltung geschieht. Das Performancewochende ist damit vor allem auch ein Performancefest. Ein Fest, bei dem im Aufeinandertreffen unterschiedlichster Narrative, künstlerischer Zugriffe auf Welt und gestaltericher Positionen das
Ereignis gefeiert wird – und das verändernde, emanzipatorische Potential der künstlerischen Geste in der Zeit.
Künstler*innen beim Performancewochenende 2024:
Sabine Ercklentz, Claudia Schmitz, Carola Lehmann, Lottie Sebes, Kayla Elrod, Aleksander Filipiak, Sonya Levin,
Florian Feigl, Niels Weijer, Daniel Conant, Michaelea Filzi, Mike O‘Connor, BBB Johannes Deimling, Sofia Börcsök,
Wirya Budaghi, Wefa Burdaghi, Janine Eisenächer, Aleks Slota
Kurator*innen: Oliver Möst, Steffi Weismann
Freitag, den 06. September
18:00 Niels Weijer & Gäste
19:00 Carola Lehmann
20:00 Aleks Slota
Samstag, den 07. September
17:00 BBB Johannes Deimling
18:00 Janine Eisenächer
19:00 Sonya Levin
20:00 Sabine Ercklentz & Claudia Schmitz
Sonntag, den 08. September
17:00 Lottie Sebes & Kayla Elrod
18:00 Zsofia Börcsök
19:00 Wirya Budaghi
20:00 Florian Feigl
Eintritt Frei
kuratiert von Steffi Weismann und Oliver Möst
Fotodokumentation der Performances von 2023
Wir freuen uns auf das Performance Wochenende 2023,
zusammengestellt von Steffi Weismann und Oliver Möst
Fotodokumentation der Performances von 2022
Programm 2022
Freitag, den 2. September, 18–20 Uhr
18:00 Uhr Lorena Izquierdo & Steffi Weismann,
19:00 Uhr Samantha Bohatsch,
im Anschluss
Black on Black (FezayaFirar & Ceren Oykut)
Samstag, den 3. September, 16–20 Uhr
Guda Koster & Frans van Tartwijk, im Außenraum
16:00 Uhr Nicole Wendel & Jan Burkhardt
17:00 Uhr Adriana Disman,
18:00 Stella Geppert mit Lyllie Rouviere,
im Anschluss
Black on Black (FezayaFirar & Ceren Oykut)
Sonntag, den 4. September, 16–20 Uhr
Guda Koster & Frans van Tartwijk, im Außenraum
16:00 Susanne Bosch,
17:00 Lorena Izquierdo,
18:00 Stella Geppert mit Lyllie Rouviere
19:00 Anja Ibsch
im Anschluss
Talkrunde zum Thema Performance mit Susanne Bosch,
Florian Feigl, Stella Geppert, Anja Ibsch und Teena Lange
Eintritt frei
In der Kleinen Orangerie am Schloss Charlottenburg,
Spandauer Damm 22, 14059 Berlin
Programmplanung 2022 von Oliver Möst mit freundlicher Unterstützung von:
Marie DuPasquier / Display und Teena Lange / grüntaler9