Ahu Dural

„neues bauen 13629“

Artist Walk & Künstlerische Intervention im Jungfernheidepark

 

Als älteste Tochter türkischer Einwanderer ist Ahu Dural in Siemensstadt, einer Werksiedlung der Berliner Moderne, aufgewachsen. Durch die Arbeit im Gruppen- und Einzelakkord (Durals Mutter montierte Microchips für Siemens-Geräte im Wernerwerk XV) ermöglichten die Eltern ihr und ihren beiden Schwestern Ausbildung und Studium – und somit die Option auf ein Leben jenseits der damaligen Siemens-Produktionsstätten.

 

Der Artist Walk neues bauen 13629 verbindet Durals familiäre Geschichte mit ihrer eigenen künstlerischen Reflektion zu einem narrativen Strang. Von den Orten ihrer Sozialisation ausgehend (Wohnung, Schule, Kita, Hort), nimmt Ahu Dural das damalige

All-In-One-Place Konzept der Großsiedlung “Arbeiten, Wohnen, Erziehen und Erholen” als Ausgangspunkt künstlerischer Neuinterpretation. Welche Relevanz hat der ursprüngliche Gedanke des “neuen bauens” in einem städtischen Raum wie Siemensstadt für damals und heute? Was ist und war für die Künstlerin das Prägende an Siemensstadt?

 

Welchen Einfluss hatte die Arbeit ihrer Mutter einerseits auf ihr Leben?

Welchen Einfluss hatte andererseits die Baugeschichte des Stadtteils?

 

Ahu Dural wird an sechs Wochenenden ihre Rundgänge anbieten. Ausgehend vom Startpunkt Jungfernheidepark – als Ruhe-Pol und Ort der Erholung – und dessen unmittelbarer Umgebung wird die Künstlerin auf einem Spaziergang ihre Gedanken

und Familienfotos mit den Besucher*innen teilen. Die Künstlerin, die in den Bereichen Zeichnung, Collage und Skulptur arbeitet, wird durch eine künstlerische Intervention einen Einblick in ihr Werk geben.

 

www.ahudural.com

www.instagram.com/ahu_dural/

 

 


DONNERSTAGSCLUB

Malerei Bewegt - Performative Pleinairmalerei

Diese kollaborative Malerei für vier Künstler*innen und die Öffentlichkeit im Stadtraum wird im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf an

zwölf Tagen auf jeweils verschiedenen Routen stattfinden.

Eine große grundierte Leinwand wird von zwei Künstler*innen langsam auf einer geplanten Route durch den Stadtbezirk getragen. Gleichzeitig malen zwei weitere Künstler*innen der Arbeitsgruppe gemeinsam an der sich weiter bewegenden Leinwand und halten die sich ständig verändernde Umgebung in ihrer gemeinschaftlichen Malerei auf der Leinwand fest. Alles, was sie für diese Pleinairmalerei brauchen, haben sie bei sich am Körper und tragen es mit. Nach einer Weile werden die Rollen getauscht. Es entsteht eine gemeinsame Stadtnotation, deren Entstehungsprozess von den Menschen auf der Straße beobachtet werden kann. Wer eingreifen will in diesen auf den ersten Blick eigentümlichen Arbeitsprozess am Bild, ist eingeladen und wird aktiv aufgefordert, an dieser performativen Arbeit teilzunehmen. Das gemeinsame Gehen wird allen einen vereinenden Rhythmus geben, so, als ob sie zusammen tanzen.

Auf den Leinwänden wird neben der dargestellten Umgebung das Performative der Entstehung, die Dynamik der Handlung und die Geschwindigkeit der Entscheidungsprozesse dokumentiert zu sehen sein. Anders als beim Malen im Atelier, ändert sich ständig etwas in der Umgebung und schon geht es einen Schritt weiter in dieser Synchronität. Die Malenden und das Bild wandern zusammen immer weiter. Die Geschwindigkeit der Bewegung wird die Präzision der Pinselstriche und die Qualität der Malerei beeinflussen. Folglich haben sowohl die voranschreitenden beiden Künstler*innen als auch die zwei malenden Kolleg*innen Einfluss auf das Ergebnis des Bildes.

Von Mai bis September wird der „Donnerstagsclub“ im Stadtbezirk unterwegs sein.
Zum Ende des Projektes werden alle entstandenen Arbeiten in einem Spaziergang über den Kurfürstendamm und die Kantstraße in einer kleinen Parade getragen präsentiert und danach in einer Abschlusspräsentation gezeigt. Das gesamte Projekt findet unter Einhaltung der jeweils dann gültigen Coronaverordnung statt.

Die Orte der Präsentationen und Routen an den zwölf Arbeitstagen werden auf der
Instagram-Seite des „Donnerstagsclubs“ und unter www.stadtfindetkunst.de veröffentlicht.

 

www.instagram.com/donnerstagsclub/

 

 


Ellinor Euler  

ALS ES DÄMMERTE ...

 

Seit 3 Jahren arbeite ich an der Übersetzung meiner zeichnerischen Strukturen in den Raum, sog. Raumzeichnungen. Ausgang sind geometrische Grundformen wie Kreis, Quadrat, Dreieck. Sie kehren wieder im Raum als Kugeln , Zylinder, Quader und Linie.

Ich experimentiere mit einfachen Materialien, (Heißkleber, Kabelbinder u.a.) die ich zweckentfremdet aus anderen Bereichen verwende.
Seit längerem stricke ich u.a. halbtransparente annähernd kugel- und zylinder-förmige Objekte, die mit farbigem Lackdraht gearbeitet sind. Die hängenden Zylinder, im Raum verteilt, setzen ein Spiel in Gang zwischen der entstandenen Form und ihrer Farbe, zwischen graziler Fülle und Leere, zwischen Struktur und Gestrick. Wie selbstverständlich öffnet sich ein Zwischenraum zwischen Betrachter und Werk, zwischen Werk und Raum. Durch Veränderung des jeweiligen Standortes geht das Spiel weiter, neue Bezüge entstehen zwischen Raum und Objekt, zwischen den Objekten, neue Farbklänge leuchten auf. Sie lassen sich allseitig auf den Ursprung und die Variation der Linie zurück verfolgen.

 

Als Architektin ausgebildet war ich gewohnt Linien mit einer klaren Bedeutung zu zeichnen. In diesen Arbeiten entdeckte ich die Linie an und für sich, sowohl die Linie im Raum als auch die Linie, die auf eine Oberfläche gezeichnet wird. Geformte Module, die sich im Raum zu einer gespinstartigen Netzstruktur verbinden, alles ist gleichwertig miteinander vernetzt und zu einem Beziehungs-geflecht verwoben; sie fügen sich zu dematerialisierten Objekten, die gleichzeitig die Möglichkeit bieten, durch sie hindurchzusehen sowie sie anzusehen.


Im ebenerdigen Raum unter dem 66m hohen quaderförmigen Turm der Kirche am Hohenzollernplatz finde ich das Quadrat im Grundriß wieder. In der Decke des Raums ist ein Kreis ausgefräst. In diesen füge ich meine Arbeit aus 30 Zylindern kreisförmig ein.
Eine Wiederholung der geometrischen Grundkonstruktionen, mit denen ich mich seit langem beschäftige.
Ellinor Euler

 

Ort der Installation
Raum unter dem Glockenturm der Kirche Am Hohenzollernplatz,
Hohenzollerndamm / Ecke Nikolsburgerstraße, 10717 Berlin
Die Installation ist ab dem 06. Juni bis zum 05. September 2021

Tag und Nacht zu sehen.

www.ellinoreuler.de

 



FRANEK

Unter der Feste des Himmels
Malerei und Zeichnungen

„Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels.“
Die Welt ist weit unter der Feste des Himmels: Vögel ziehen ihre Bahnen, Fische, Seeungeheuer, die Tiere des Feldes, das Gewürm auf dem Erdboden, irgendwann Menschen, Mann und Frau, Ebenbilder Gottes...
Lebendige Bilder bevölkern unsere Erde: Bilder der Fantasie Gottes, die zu Lebewesen werden. An die Fantasie und die Bilder: „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ – Der Bilderkosmos der Berliner Künstlerin FRANEK ist unendlich: Tiere aller Art, Fabelwesen, Mischwesen und immer wieder Kinder bevölkern ihre Bildwelten. Es ist, als ob sie – mit Kinderaugen unterwegs in einer Nussschale über den Tiefen und Untiefen der Schöpfungsfluten – einmal die Enden des Himmels und der Erde bereist hätte, um Bilder zur Welt zu bringen.
Es sind Gefährten der Träume – und der Alpträume. FRANEKS Fabelgestalten erscheinen wie Traumbilder auf der Schwelle zwischen Tag und Nacht, werden zu Gegenübern, Wiedergängern, Schreckgespenstern, Freunden mitten in unserer Zeit, mitten in einer verletzten Schöpfung. In der Wilmersdorfer Kirche Am Hohenzollernplatz werden sie lebendig.

 

Eröffnung: 17. Juni, 19 Uhr im Rahmen eines Kunst-Gottesdienstes
Predigt: Pfarrer Hannes Langbein, Kunstbeauftragter der EKBO
Liturgie: Pfarrerin Marita Lersner, Kirche Am Hohenzollernplatz
Musik: Ina Brox, Tenorsaxophon
Einführung: Christoph Tannert, Künstlerhaus Bethanien Berlin

 

Ausstellungsdauer: 18.06 – 30.10.2021

OFFENE KIRCHE:
Dienstag + Donnerstag             von 14:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch + Freitag + Samstag  von 11:00 bis 13:00 Uhr


Die Sommerausstellungen in der Kirche Am Hohenzollernplatz finden jährlich in Kooperation mit dem Kunstbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und der Kommunalen Galerie Berlin statt.

 

Finissage am 30.10., 19.00 Uhr 

Evangelische Kirche am Hohenzollernplatz

Nassauische Straße 67
10717 Berlin

FRANEK, LOVE and HATE XII, 2007
FRANEK, LOVE and HATE XII, 2007


Kenichiro Taniguchi


Hecomi Study for Charlottenburg – Wilmersdorf

 

Was ich „Hecomi“ nenne, sind Risse, geplatzte, abgeblätterte oder beschädigte Oberfläche der Straßen und Fassaden, die durch Einwirkung der Natur auf menschengemachte Dinge entstanden sind. Hecomi sind mit negativen Eigenschaften wie alt oder dreckig behaftet. Wenn man jedoch die reine Form der Hecomi betrachtet, entpuppen sie sich als vielfältige und faszinierende Charaktere, die mit überraschender Originalität, herzerwärmender Liebenswürdigkeit oder schneidend beeindruckender Strahlkraft bestechen – vielleicht weil diese Risse sichtbar gewordene Stimmen sind, die an der Grenze zwischen Mensch und Natur entstanden sind. Außerdem strahlen sie manchmal eine gewisse Vertrautheit aus, weil sie an etwas, was man schon irgendwo gesehen hat, erinnert – ähnlich wie Formen von Dingen oder Lebewesen, die man auf einer Landkarte zufällig entdeckt.


Fasziniert von solchen Hecomi, beschäftige ich mich seit 2000 mit ihnen und nehme sie als Motiv meiner Werke. Bei „Hecomi-Fitting“ versuche ich durch das Hineinstecken / Zurückführen des leuchtend-gelben PVC anorganischer Materialität in die Risse das negative Dasein in etwas Leichtes, Poppiges und Positives umzuwandeln. Ich sehe diese aus Rissen entnommenen zweidimensionalen Formen als eine an mich gestellte Aufgabe und arbeite an der dreidimensionalen Gestaltung mittels Falt-Techniken der flachen Ebenen anstatt konventioneller, in der Bildhauerei üblicher Techniken, wie Modellieren oder Hauen und Schnitzen.

 

Hecomi (Risse) werden in Charlottenburg-Wilmersdorf entnommen und als Motive genutzt, um daraus Objekte zu entwerfen, die danach als Fotografie dokumentiert werden. Anschließend werden die Hecomi in den öffentlichen Raum zurückgeführt, in dem sie als Fotografie auf Plakatwänden oder Bodenfolie in U/S-Bahnstationen im öffentlichen Raum gezeigt werden. Ferner wird eine „Hecomi-Fitting-Tour“ als Workshop veranstaltet, bei der die flachen Objekte in die Original-Risse hineingesteckt werden. Ein Versuch, die mit negativen Eigenschaften wie alt oder dreckig behafteten Hecomi in den Fokus zu rücken, um diese Wertvorstellung umzuwandeln und gleichzeitig den lokalen Bewohner*innen einen neuen Blickpunkt auf die Stadt zu präsentieren.

 

Plakataktion: vom  02. Juli bis zum 12. Juli 2021
U-Bahnstation Spichernstrasse (Line 9)

 

„Hecomi Fitting Tour“ als Workshop, in dem die Orte besucht werden, an denen die Risse entnommen worden sind und die flachen Objekte in die Fundstellen “hineingesteckt” werden. Der einzige Schlüssel, den es nur einmal auf der Welt gibt, wird in das Schlüsselloch hineingepasst. Bei dieser Tour wird dieser dramatische Moment mit den Teilnehmer*innen gemeinsam erlebt und gleichzeitig wird die Geschichte der Stadt durch das Ausfüllen der Lücken erforscht.

 

Samstag den 26. Juni, ab 14 Uhr
Teilnehmer*innenzahl: ca. 10 Personen (Platzvergabe per SNS)
Teilnahmegebühr: kostenlos, Anmeldung unter: info@kenichirotaniguchi.com

 

Je nach den aktuellen Verordnungen zu den Infektionsschutzmaßnahmen des Berliner Senats kann eine entsprechende Anzahl Teilnehmer*innen an den Workshops mitmachen.


https://kenichirotaniguchi.com/

 


Anna Thiele

fragments of now

Die Corona-Pandemie hat Themen in den Fokus gerückt, die im Alltag sonst oft zurücktreten – Vergänglichkeit, Stille, Leere, die Zerbrechlichkeit und Schönheit des Lebens, Einsamkeit, Auf-Sich-Zurückgeworfen-Sein. In ihrem Projekt "fragments of now" greift die Berliner Fotografin Anna Thiele diese Themen auf. Sie verwandelt visuelle Fragmente aus dem alltäglichen Umfeld, die auf den ersten Blick banal erscheinen mögen, in eindringliche und zugleich schwer fassbare Erzählungen. In dieser Arbeit reflektiert und sucht die Fotografin einen Umgang mit der Verletzlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens. Anna Thiele war Meisterschülerin von Professor Arno Fischer an der Ostkreuzschule für Fotografie.

 

Ort: Vorplatz des Bahnhof Charlottenburg,

Stuttgarter Platz, Ecke Lewishamstraße, 10627 Berlin
19. Juni bis 10. Oktober 2021, täglich 24h geöffnet
 
Eröffnung am Samstag, den 19. Juni 2021 um 13 Uhr
Begrüßung: Norbert Wiesneth | Kommunale Galerie Berlin
Die Künstlerin ist anwesend

 


Webseite: www.annathiele.de


Instagram: @annathiele_photography

 

 


Philip Topolovac

Der Kopf des Orpheus

Der Sage nach schwamm der singende Kopf des legendären Barden Orpheus nach dessen Tod noch jahrelang auf dem Fluß Hebros umher - ein drastisches Symbol für die Dauerhaftigkeit künstlerischer Ausdruckskraft. Wie beim sagenumwobenen Sänger scheint es derzeit auch um die Künste im Lockdown bestellt: Trotz Aufführungs- und Ausstellungsverboten wirkt das kreative Potential unerschöpflich weiter - besonders in Berlin. Die Kunst erscheint symbolisch enthauptet und trotzdem präsent. Der singende Kopf kann auch heute stellvertretend für den Mut und die Durchhaltekraft der Künste in Corona-Zeiten gelesen werden. Doch auch das Motiv von Verlust und Wiederkehr spielt eine Rolle. So hat die Geschichte des Orpheus einen konkreten historischen Bezug zum Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf: Hier wurde eine 1902 von Ernst Herter geschaffene Skulptur des Sängers den Künsten zu Ehre an der Fassade der damaligen Hochschule der Künste aufgestellt. Der kriegszerstörte Überrest der Orpheus-Figur landete - von mitfühlenden Arbeitern für erhaltenswert erachtet - kopflos und fragmentiert in einem Waldstück am Westhafen, wo er noch heute zu finden ist.

 

Kern des Projektes ist eine Rekonstruktion des verlorerenen Kopfes der von Herter geschaffenen Skulptur, welche auf dem Halensee schwimmt. Mittels eines wasserdichten Lautsprechers wird die Skulptur zum Singen gebracht und gibt zu jeder vollen Stunde eine vom Tenor Kevin Traugott eingesungene, teils verfremdete Arie aus der Barockoper „Orpheus“, (C.W. Gluck, 1774) wieder.

 

Installation im Halensee

Eröffnung am Sonntag, den 14.11.2021, von 14:00-17:00
Zugang zum See durch den Park neben der Trabenerstr. 72, 14193 Berlin.

 

Ausstellungsdauer: Montag den 15.11. - Samstag, den 11.12.2021
tgl. 10:00 -17:00 Uhr zu jeder vollen Stunde Gesang.

 

www.philip-topolovac.com

 


Jiaying Wu

Farbklang im Güntzelkiez

 

Das partizipatorische Kunstprojekt „Farbklang im Güntzelkiez“ beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der Anwohner*innen ihres Kiezes.
Wie wir Menschen haben auch Orte und Straßen individuelle Eigenschaften – die Güntzelstraße, der Leon-Jessel-Platz oder die Schwedische Kirche. Die Anwesenheit von Farben an Orten kann das Ohr zu feinerem Sehen anregen, kann den Ort charakterisieren, unsere Ortswahrnehmung wesentlich bereichern. Gleichzeitig wird der Charakter eines Ortes auch durch die Menschen geprägt.

 

Die Künstlerin Jiaying Wu wird im Güntzelkiez unterwegs sein und die Anwohner*innen fragen:

Kennen Sie die Geschichte der Schwedische Kirche?
Waren Sie beim Leon-Jessel-Platz?
Welche Farbe(n) nehmen Sie wahr, wenn Sie sich diesen Ort vorstellen?
Nach welcher Farbe fühlt er sich für Sie an?
Wenn Sie dem Güntzelkiez eine Farbe zuordnen würden, welche Farbe wäre es?

Eine gesammelte Fotocollage von den befragten Anwohner*innen (gezeichnet) mit den von ihnen gewählten Farben wird am Leon-Jessel-Platz ausgestellt. Da wird der Farbklang der von den Anwohner*innen mit dem Güntzelkiez assoziierten Farben sichtbar.

 

Open Air Ausstellung am Leon-Jessel-Platz: 17.06. –  27.06.2021
Eröffnung am Donnerstag den 17.06.2021 um 16:30 Uhr.


www.wu-jiaying.com

 

In der Ausstellung sind 104 Bilder mit kurzen Statements zu sehen.
Während des Projektes wurden über 130 Menschen angesprochen, davon haben 116 Personen an dem Projekt teilgenommen und 194 Farbwahrnehmungen wurden von Jiaying Wu gesammelt.

Von diesen Farbwahrnehmungen wurde die Farbe Grün am häufigsten, also 54 mal ausgewählt, auf dem zweiten Platz kommt die Farbe Gelb, mit 31 gewählten Farbklängen, dann die Farbe Blau mit 27 und Orange wurde 20 mal ausgewählt.

Alle weiteren Farbkarten sind weniger als 20 Mal gewählt worden.
Insgesamt haben die Anwohner*innen 15 verschiedene Farbenkategorie ausgewählt.

 


Simone Zaugg

Green Collection

Plakat-Aktion mit urbanen Workshop-Walks

Green Collection ist eine Intervention von Simone Zaugg im und für den öffentlichen Raum in Berlin Charlottenburg. Mit einem Plakat werden im Umfeld der Bundesstraße 2, die vom Zentrum in die Peripherie, von der Stadt aufs Land und umgekehrt führt, die Menschen zum Sammeln von natürlichem Grün in der Stadt animiert. Die Menschen werden aufgefordert, in ihrem Alltag, in ihrem Kiez und in ihrem Sozialraum kleine und größere natürliche „Grünstellen“ zu finden, bewusst wahrzunehmen und fotografisch festzuhalten. Eine der ältesten Kulturtechniken, das Sammeln, wird zur künstlerischen Strategie im digitalen Zeitalter.

 

Parallel dazu finden situative Spaziergänge, Workshops-Walks, entlang der Bundesstraße 2 statt. In drei Etappen wird zwischen dem Ernst-Reuter-Platz und der Havel die Anleitung auf den Plakaten gemeinsam aber dennoch divers und in allen persönlichen Facetten umgesetzt. Darüberhinaus bieten die urbanen Wanderungen Raum, um Fragen nach dem Grün, nach der Natur in der Stadt aber auch nach einer möglichen Verarmung der Stadtbewohner*innen in Bezug auf naturnahe Lebensformen zu stellen und mit engagierten Nachbarn und auch Expert*innen aus dem Kiez zu erörtern.

 

Die Debatte zum Austausch und zur Beziehung zwischen Menschen und Umwelt ist eröffnet. Auf der Suche nach neuen Ansätzen, Visionen und Lösungen in allen Bereichen von Architektur bis Ackerbau, von Stadtentwicklung bis Stadtoase kann während der situativen Walks die produktive Nutzung und ästhetische Wahrnehmung der urbanen Biodiversität erlebt und künstlerisch transformiert werden.
Neben den kollektiven Themen, die das Projekt anspricht, geht es bei Green Collection auch darum, die Menschen der Stadt zu befähigen, Natur in den bestehenden urbanen Strukturen zu sehen und in Kultur zu transformieren. Dazu braucht es ein Shifting in unserer Wahrnehmung. Oder anders gesagt, es wird nach dem Nicht-Urbanen im urbanen Umfeld gesucht und daraus eine grüne Stadt konstruiert.

 

Die Plakate werden vom 7.6. bis 4.7.2021 und evtl. auch länger in Charlottenburg hängen.

 

www.simonezaugg.net

www.instagram.com/explore/tags/simonezaugg

 


Für kurze Zeit bedeckt Schnee Flächen in der Stadt. Der Schnee verbirgt Spuren und ermöglicht zugleich ein Abzeichnen von neuen Spuren und ein Spurenlegen. Im weiß gewordenen Raum wird vieles in eine neue Sichtbarkeit überführt: Im Schnee wird die Stadt bühnenhafter. Dieser temporäre Zustand der Stadt spielt in den Aktionen der Künstler*innen eine praktische und metaphorische Rolle.

Die Orte, die sich die Künstler*-innen ausgesucht haben, sind Peripherien, Zwischenräume und Orte mit einer historischen Symbolkraft.

Vor dem winterlichen Hintergrund werden von den Künstler*innen Macht- und Repräsentationsansprüche der Orte befragt und reflektiert. Die winterliche Kälte spiegelt dabei auf sublime Weise die soziale Kälte von historischen, politischen und städtebaulichen Vereinnahmungen und Ausgrenzungen wider.

 

Die Künstlerin Stefka Ammon filmt den ehemaligen Patrouillenstreifen an der Außenmauer des Konzentrationslagers Sachsenhausen und zeichnet den Weg nach, auf dem im Nationalsozialismus ein Verwandter von ihr seinen Dienst tat. Die verwischten Fußabdrücke auf dem karg zugeschneiten Weg wirken wie abwesende Zeugen des Ortes, der nie neutral sein kann. Die Leere des Weges, des winterlichen Himmels und der Landschaft, die Ammon in den Blick nimmt, wird zu einer Reflexions-ebene für die Frage nach dem Menschlichen.

 

Ähnlich zu dem Vorgehen von Wohnungslosen, sich Schlafnischen im urbanen Raum einzurichten, fügt Alexander Callsen ein schwarzes, zeltartiges Gehäuse in eine schmale, urbane Lücke. Die Straßenfront wird durch seine Konstruktion geschlossen und zugleich wird der Zwischenraum als solcher markiert. Das temporäre Bewohnen der Nische durch den Künstler und die Freigabe seines Zeltgehäuses für weitere Nutzungen, stehen kapitalistisch-individualistischen Konzepten von ›Townhouses‹ und ›Cityapartments‹ kritisch gegenüber. Zugleich wird hier das alternative Potential von Stadt ausgelotet.

 

An einer Baustelle für ein luxuriöses Wohnungsquartier, das Elemente von italienischer Architektur und Theaterbauten verwendet, erklingen aus ausgebrannten Autokarosserien bekannte Opernarien – jedoch mit sozialpolitischen Liedtexten zum Wohnen. Die Gruppe KUNSTrePUBLIK unterhöhlt in dieser Aktion mit Praktiken der autonomen Szene die Exklusivitäts- Utopie des Wohnquartiers. Mit verschiedenen theatralen Elementen wird der kapitalistische Inszenierungscharakter entlarvt. An dem verschneiten Ort in Berlin-Mitte treffen urbane und kulturelle Utopien und Dystopien aufeinander:
Die Stadt wird zur Bühne ihrer eigenen Konflikte.


Schneefall, Wörter aus einem rezitierten Gedicht und verschiedene Nahansichten tasten die monumentale Bronzefigur des Ernst-Thälmann-Denkmals ab. In diesem visuellen, akustischen und taktilen Rauschen wird die gegenwärtige Ambivalenz des Denkmals deutlich: Monumentalität trifft auf Verluste; Anspruch an Dauer auf die Fragilität von Spuren. Betina Kuntzsch reflektiert nicht nur die Fragwürdigkeit des sozialistischen Machtsymbols, sondern auch die Annäherung an dieses. Dies schafft einen Raum für Möglichkeiten.

 

Nikolaus Schrot nutzt den Schnee, um Spuren zu verfolgen und zu legen: Er geht Passant*innen nach, die – durch einen Aufgang auf der Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes gelandet – einen überirdischen Fußübergang suchen. Der Künstler markiert ihre schlendernden Wege in roter Farbe. Da ein Übergang in der Konzeption des Platzes fehlt, offenbart das Umhergehen und Sich-Verlaufen eine verfehlte Stadtplanung. Das Gehen wird zur Kritik und zugleich zu einer Metapher: Der Verlauf der roten Linien zeichnet ein mäanderndes Muster in die geplante Stadt ein.


Welche historischen und subjektiven Erinnerungen sind an Gebäude und Denkmäler geknüpft, die als Artefakte die Stadt bestücken? Wie wird mit den Repräsentationsbauten und Relikten aus vergangenen Epochen und politischen Systemen umgegangen?

Die Schneebälle, die Christof Zwiener auf verschiedene (Bau-)Denkmäler in Berlin wirft, hinterlassen kaum Spuren: Aber sie markieren diese als historische Repräsentanten von Machtgefügen. Die Schneeballwürfe entwickeln eine Dynamik, die die historische, symbolische Stadt mit Ironie und spielerischem Ernst durchlöchern will.


Die von Oliver Möst ausgewählte Videoreihe »Winter Video Fenster« zeigt kritische Blicke auf sicht- und unsichtbare Strukturen in der Stadt und führt zu der Frage, wie wir in Städten leben wollen.

 

Dr. Birgit Szepanski

 

Video Fenster der Kommunalen Galerie Berlin, Dezember 2021
Video Fenster der Kommunalen Galerie Berlin, Dezember 2021